Mittwoch, 31. Oktober 2012

Anbetung

In der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat man die Eucharistie hauptsächlich als liturgische Versammlung gesehen. Dabei ging die Anbetung, die reine Verehrung Gottes, weithin verloren.

Typisch dafür ist, dass vor und nach der hl. Messe vielfach eine Stimmung herrscht wie vor und nach einer Theateraufführung: Stimmen die Kostüme, sitzt der Ablauf, sind alle da? Und dann: Wie war's? Hat es allen gefallen? Dadurch hat sich das Menschliche in den Vordergrund geschoben.
Anbetung dagegen, sie findet ihr Vorbild in Moses; er zog die Schuhe aus, als er dem brennenden Dornbusch
Gottes nahte. Vielerorts macht man es sich dagegen heute im Heiligtum bequem - das geht bis dahin, dass der Priester seinen Sitz vor dem Tabernakel einnimmt. Was will er damit sagen?

Ausschnitt aus: Andreas Wollbold, Fünf Jahre „Summorum Pontificum“ – Eine geistliche Bilanz, UVK 3-2012

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Dienstag, 30. Oktober 2012

Täuschung

Eine unvoreingenommene Konzilsforschung legt nahe, dass beim Zweiten Vatikanischen Konzil nicht wenige Konzilsväter meinten, es werde gar nicht wirklich an den Ritus getastet, sondern er werde nur den Gläubigen ein wenig zugänglicher gemacht.

Folgenschwerer war jedoch das, was dann tatsächlich in den darauf folgenden Jahren geschehen ist.

Ohne die tägliche Schule der alten Messform ist in der Tat auch alles andere kirchliche Leben in Mitleidenschaft gezogen worden.  

Auf zwei Verluste der vergangenen Jahrzehnte hat Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt zum Fronleichnamsfest 2012 hingewiesen, den der Anbetung und den der Heiligkeit.

Ausschnitt aus: Andreas Wollbold, Fünf Jahre „Summorum Pontificum“ – Eine geistliche Bilanz, UVK 3-2012




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Montag, 29. Oktober 2012

Nur wer sich dem Wirken Gottes unterwirft, kann einen dauernden Frieden genießen (2 von 2)

Gibt sich eine Seele mit der göttlichen Fülle des gegenwärtigen Augenblicks nicht zufrieden, so wird sie mit Recht dadurch bestraft, dass kein anderes Ding sie zu befriedigen vermag. Wenn Bücher, Vorbilder der Heiligen, geistliche Ansprachen den Frieden rauben, wenn sie anfüllen, ohne auszufüllen, so ist das ein Zeichen, dass man sich von der reinen Hingabe an das göttliche Wirken entfernt hat, um sich eigensüchtig an diese Dinge zu hängen. Ihre Fülle verriegelt dann Gott den Eintritt. Man muss sich ihrer entledigen als eines Hindernisses für die Gnade. Ordnet jedoch das göttliche Wirken diese Dinge an, so werden sie von der Seele wie alles Übrige empfangen, nämlich als Anordnung Gottes. Die Seele eignet sie sich dann nicht an, sie benützt sie nur, um treu zu sein. Sobald deren Zeit vorüber ist, schiebt sie sie beiseite, um sich mit dem folgenden Augenblick zu begnügen. Wahrhaft gut für mich ist in Wirklichkeit nur die Tätigkeit, die Gottes Anordnung beantwortet. Nirgends sonst könnte ich ein in sich noch so treffliches Mittel finden, das zu meiner Heiligung so geeignet wäre und mir den Frieden zu geben vermöchte.


(Jean-Pierre de Caussade, Hingabe an Gottes Vorsehung, 1.Buch: Die Tugend der Hingabe, 1.Kapitel, 7)
Der Jesuit Jean Pierre de Caussade lebte vom 7.3.1675-8.12.1751.
Nach ihm besteht die ganze Vollkommenheit eines Menschen zuerst darin, sich selber in jedem Augenblick rückhaltlos Gottes Willen und Gnadenführung hinzugeben und stets zu handeln in vollkommener Übereinstimmung mit Gottes Willen.

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Sonntag, 28. Oktober 2012

Johannes von Avila – Die Wächter des Weinbergs



Priesterliche Spiritualität in der Kirche bedeute Dienst und Liebe: Die Bischöfe, Priester und Prediger sind die Wächter des Weinberges. Doch wegen Lauheit und mangelndem Eifer vieler Verkünder des Gotteswortes erscheint das Antlitz der Kirche entstellt; wegen der Nachlässigkeit der Vorsteher ist der Weinberg (die Kirche) oft verwildert und verheert, so dass unmittelbar eine Strafe Gottes droht.

 „Ich glaube, dass bei den meisten Seelen, die verloren gehen, die Bischöfe der Kirche und die weltlichen Herren die Schuld tragen“.

"Wenn wir uns auf einem Schiff befinden und sehen würden, dass die Steuerleute, die Offiziere und die Sachverständigen auf Wache stehen, dann mag man ruhig schlafen. Wenn sie jedoch schlafen, wäre es dann nicht unverantwortlich bei einem derart schweren Sturm wie der derzeitigen Häresie, sich schlafen zu legen? Ihr seht die Gefahr und ihr seht auch, dass die Hirten schlafen; seid deshalb wachsam, damit der Herr, wenn er kommt, euch bereit findet!“

"Sie sind die Steuerleute des Schiffes des heiligen Petrus; wenn sie schlafen, wohin soll es geraten, wenn nicht in 1000 Klippen und Gefahren? Sie sind die Führer, um den Wege zu zeigen; wenn sie selber ihn nicht kennen und auf sehr krummen Wegen gehen, wohin werden dann die gehen, die ihnen folgen?

(Nach Johannes Stöhr, Theologisches 11,12/2011)

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Fest „Mutter der Sterbenden“

4. Sonntag im Oktober (28.10.2012)


Zur Geschichte des Festes
Die Verehrung Mariens als „Hilfe der Sterbenden" ist biblisch begründet. Denn die Mutter Maria stand bei dem Tode ihres Kindes unter dem Kreuz und war ein stiller menschlicher Trost für den sterbenden Heiland. Wer könnte uns Christen, uns Gliedern am mystischen Leibe Christi, in unserer eigenen Todesnot besser und wirksamer beistehen, als die Mutter Jesu?
In Wirklichkeit zeigt die Geschichte der Marienverehrung oft und oft die sichtbare Hilfe Mariens in der schwersten Stunde, im Scheiden von dieser Welt. Bekannt ist, dass am 18. November 1823 dieses Fest für ganz Sizilien erlaubt wurde. Unbekannt ist allerdings die nähere Veranlassung dazu. Von dort aus verbreitete sich dieses volkstümliche Fest besonders in Italien und Frankreich und auch in anderen Ländern, selbst bis nach Südamerika, wo es besonders in Brasilien gefeiert wird.

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Der Mensch hat vielerlei Not zu durchkosten, aber nie eine größere als die Sterbenot. Einem Lebewesen kann naturgemäß nichts mehr zuwider sein als nicht mehr zu sein und zu wirken. Aber kein Lebewesen der großen Gottesschöpfung durchlebt diese Not so bewusst wie der Mensch. Das erhöht seine Sterbenot. Darum hatte Gottes weise Schöpferliebe ursprünglich den Tod vom Menschen abgewehrt, indem er ihm den Baum des Lebens pflanzte. Durch die Sünde ist der Tod über die Menschen gekommen, und nun folgt ihm das Gericht. All das erhöht des sündigen Menschen Sterbenot. Es ist ihm daher ein besonders starker Trost, dass Gottes Offenbarung den Gotteskindern verheißt, es werde in der neuen Welt keinen Tod mehr geben, weil Christus ihn in den ewigen Feuerpfuhl verbannen wird.

Bis dahin muss jedoch noch gestorben werden, und selbst das erlöste Gotteskind ist davon nicht befreit. Aber für den Christen hat der Tod sein Antlitz gewendet. Ihm naht er nicht mehr als Sündenstrafe, vielmehr als die große Bewährungsstunde, in der er unmittelbar reif werden soll für unsterbliches, ewiges Leben. Vorausgesetzt, dass es ein Sterben in Christus, dem Sieger, war. Wer angesichts des bitteren Todes aus tiefgläubigem Herzen zum Vater im Himmel spricht: „Es ist vollbracht, Vater, in Deine Hände empfehle ich meinen Geist", der wird in gleicher Stunde mit Christus im Paradiese sein.

Aber ach, oftmals ist man alles andere gewesen denn Gotteskind. Armer, sündiger Mensch, der dem Begehren des Fleisches entsprochen hat. Dann freilich wird Sterben düster und schwer, und recht drückend wird die Sterbenot dem sterbenden Christen.

Besitzen wir aber nicht eine Mutter? Sterbende Krieger haben so oft in ihrer leiblichen Not nach der Mutter gerufen, auch wenn das kühle Grab diese schon lange aufnahm. Taten sie es nicht, weil sie wussten, dass in allerletzter Not nur Mutterhände und Mutterliebe zu helfen vermag? Sollten dann sterbende Gotteskinder in leiblich-seelischer Not nicht nach der Gnadenmutter rufen wollen, nach jener himmlischen Frau, in deren unübertrefflichem Mutterherzen, das ja so viel vermag, sie besser sich gebettet und behütet wissen als in der besten irdischen Mutter Herz?

Man versteht daraus, dass Maria dazu berufen ist, beim Sterben ihrer Gnadenkinder einen besonderen Platz einzunehmen. Nie fand es stärkeren Ausdruck als darin, dass jedem Ave, das gebetet wird, der Ruf beigegeben ist: „Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes." Mutter der Sterbenden, die du einst dem siegreichen Sterben deines Sohnes beigesellt worden bist, sei auch unsere Hilfe in letzter Not!

Kirchengebet
Wir bitten Dich, o Herr und Gott,
verleihe uns Deinen Dienern die Freude
beständiger Gesundheit des Geistes und
des Leibes und lass uns auf die glorreiche Fürsprache
der seligen allzeit reinen Jungfrau Maria
von der jetzigen Trübsal befreit werden
und die ewige Freude genießen.

(nach: C. Feckes, So feiert dich die Kirche, Steijl 1954)


Konrad von Soest, Marias Tod, Ausschnitt
ehem. evg. Marienkirche, Dortmund
Kunstgewerbe-Museum, Köln



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